
Und kurz vor Jahresende haben wir die Nachricht erhalten, dass wir einen Sonderpreis für unseren Podcast gewonnen haben. Neben Urkunden erhalten wir außerdem 200 Euro für unser Projekt. Die Freude ist riesig und ein großer Dank geht natürlich an unsere Verwandten, die sich bereiterklärt haben, an unserem Podcast mitzuwirken!
Von Beginn an fanden wir das Thema sehr spannend, gerade weil wir in unserem Alltag ständig eine Grenze überschreiten. Einige von uns wohnen in Frankreich, einige von uns wohnen in der Schweiz. Auch privat überqueren wir häufig diese staatliche Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich. Es gibt natürlich Unterschiede zwischen den Ländern bzw. Genf und Ferney-Voltaire, zum Beispiel bei der Bauweise der Häuser und der Währung. Aber im Alltag nehmen wir diese Unterschiede gar nicht mehr wahr. Und da fast alle von uns auch Verwandte in Deutschland haben, fahren wir regelmäßig mit dem Auto oder dem Zug in die Bundesrepublik und überqueren ohne Probleme Grenzen.
Diese Staatsgrenzen spielen in unserem normalen Leben also keine wirkliche Rolle. Dass Staatsgrenzen aber vor nicht allzu langer Zeit in Europa – und vor allem in Deutschland – eine wichtige Rolle gespielt haben, haben wir von unseren Eltern erfahren. Einige unserer Großeltern und Eltern sind nämlich in der ehemaligen DDR aufgewachsen. Diese sozialistische Diktatur hat das Leben unserer Familien nachhaltig beeinflusst: Besonders der Mauerbau und die innerdeutsche Grenze haben Familienmitglieder voneinander getrennt und viel Leid verursacht. Dieser große Erfahrungsunterschied von unserem Alltag und dem Alltag unserer Familien in der DDR in Bezug auf das Thema Grenze hat uns dazu motiviert, die innerdeutsche Grenze als Projekt für den Geschichtswettbewerb zu wählen. Dafür haben wir Interviews mit einigen Verwandten geführt und ihre Erfahrungen und Eindrücke zur innerdeutschen Grenze herausgearbeitet. Daher lautet unsere Fragestellung für den Geschichtswettbewerb: Inwiefern hat die innerdeutsche Grenze das Familienleben von Deutschen beeinflusst?
Das hat uns zur Spurensuche veranlasst, denn es war für uns interessant zu lernen und zu erfahren, wie unsere Familien in der DDR gelebt und was sie dort erlebt haben. Wir haben als Erstes allgemeine Informationen über die DDR und die innerdeutsche Grenze gesammelt. Unser Schulbuch hat die ersten wichtigen Daten und Fakten zu diesem Thema geliefert, die wir dann im Unterricht besprochen haben. Der sogenannte „Todesstreifen“, die Bespitzelung und Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit („Stasi“) sowie die Berliner Mauer haben uns sehr interessiert. Bei den Recherchen im Internet haben wir häufig auf das „Lebendige Museum Online“ (LeMO) zugegriffen, da wir so einen guten Überblick über den Mauerbau und die bipolare Weltordnung erlangen konnten.

Das erarbeitete Überblickswissen haben wir gesammelt und sortiert, da es die Grundlage für unsere Interviewfragen war. Um etwas über die Familiengeschichten zu erfahren, haben wir einen Fragekatalog vorbereitet, der sich an unserer übergeordneten Fragestellung orientiert. Uns war dabei wichtig, die persönlichen Geschichten kennenzulernen und diese dann einzuordnen. Über die Weihnachtsferien haben wir unsere Familien in Deutschland besucht und die Interviews mit ihnen geführt. Das war auch emotional, weil sie sich teilweise an gefährliche und aufwühlende Situationen erinnert haben. Ein Familienmitglied ist beispielsweise als Kind mit einem sogenannten „Rosinenbomber“ im Jahr 1948 im Zuge der „Luftbrücke“ von Westberlin in die Bundesrepublik ausgeflogen worden. Diese und viele andere außergewöhnliche Lebensgeschichten haben wir kennenlernen dürfen.

Als wir alle Informationen und Interviews zusammen hatten, stellten wir uns die Frage, wie wir unsere Ergebnisse am besten präsentieren könnten. Wir haben uns für den Podcast entschieden, da die Interviews alle digital aufgezeichnet wurden und so gut vorgestellt werden konnten. Außerdem hören einige von uns auch regelmäßig Podcasts, sodass wir das Format einmal selbst ausprobieren wollten.
Bei den Aufnahmen war viel Koordination gefragt: Texte mussten eingesprochen und an den passenden Stellen die Interviewszenen eingebaut werden. Da des Öfteren auch Versprecher aufgetreten sind, hat dieser Teil manchmal länger gedauert als geplant. Zum Schluss haben wir unseren Podcast aber noch vollständig aufzeichnen können.
Wir sind unseren Familienmitgliedern dankbar, dass sie sich Zeit genommen haben, uns bei diesem Projekt zu helfen. Es hat viel Spaß gemacht, selbst zu recherchieren, Interviewfragen zu entwickeln und diese auch zu führen. Gleichzeitig haben wir auch gemerkt, wie viel Arbeit und Koordination so ein Projekt benötigt. Eine echte Herausforderung!
Das Projekt hat uns viel Spaß und Freude bereitet, da so der normale Unterricht in den Hintergrund gerückt ist und wir frei an unserem Projekt arbeiten konnten. Wir haben fast alles selbst gestaltet und durchgeführt. Dies hat das Lernen sehr abwechslungsreich und offen gemacht. Allerdings war es auch anstrengend, da wir manchmal nicht weiterwussten und uns in ewigen Diskussionen verstrickt haben. Diese freie Arbeit erfordert viel Selbstdisziplin und Engagement.
Das Wichtigste ist jedoch, dass wir einiges über diesen wichtigen Teil der deutschen Geschichte gelernt haben. Es hat uns gezeigt, wie schlimm das DDR-Regime und diese innerdeutsche Grenze damals gewesen sind. Das hat uns schon sehr zum Nachdenken gebracht, besonders da wir ständig ohne Probleme und Sorgen Staatsgrenzen überqueren können. Es zeigt, wie wichtig es ist, dass die EU und das Schengener Abkommen weiterhin erhalten und gesichert werden, damit solche Grenzen nie wieder in Europa entstehen können. Wir haben gelernt, dass unsere Freiheit, Grenzen zu überschreiten, vor nicht allzu langer Zeit überhaupt nicht normal in Europa war.
Und besonders großartig ist natürlich, dass wir einen Sonderpreis der Auslandsschulen bei diesem Geschichtswettbewerb gewonnen haben! Neben den Urkunden haben wir sogar einen Geldpreis von 200 Euro erhalten. Wir freuen uns sehr, dass sich die Mühe der letzten Monate gelohnt und unser Podcast mit diesem Preis ausgezeichnet wurde.